Karolinenhof: Umgebung und Geschichte

Seit 1992 grasen auf dem Karolinenhof im brandenburgischen Flatow unsere Ziegen. Unsere Gäste genießen im Außenbereich des Wiesencafés, sowie an kalten Tagen im gemütlichen Wintergarten die weite Sicht über die Felder des Luchs.

Das Luch ist ein ehemaliges Feuchtgebiet, welches durch die vielen Gräben entwässert wird. Früher konnte nur auf leichten Erhöhungen gebaut werden, darum die Endung Horst bei vielen Ortsnamen. Durch diese Bedingungen ist das Luch sehr dünn besiedelt, weil es von den umliegenden Orten bewirtschaftet wurde.

Der beste Ziegenkäse für Berlin, Brandenburg und noch viel weiter!

Wenn es denn so was wie einen Ahnherrn für die Ziegenkäserei gibt, muss man in diesem Zusammenhang wohl König Friedrich Wilhelm I. (1688 – 1740) nennen. Er nahm sich der planmäßigen Urbarmachung, Entwässerung und Besiedlung des Havelländischen Luchs an, einer unwegsamen, weiten Wasser- und Sumpflandschaft, aus der sich einzelne Insel – die Horste – erhoben. Die Bodenverhältnisse des ehemaligen Sumpfgebietes ließen vor allem Ochsenmast und Weidewirtschaft zu.

Ziel der Urbarmachung waren neben der Landgewinnung die Veredelung des inländischen Viehbestandes und die Perfektionierung von Butterherstellung und Milchverarbeitung. Die urbar gemacht Fläche ist heute bekannt als Rastplatz zahlreicher Zugvögel, die sich im Frühjahr und Herbst auf den Feldern zwischen den Kanälen stärken.

Von einer Anhöhe aus beobachtete der König den Fortgang der Arbeiten, die von 1000 Arbeitern und 200 Soldaten durchgeführt wurden. Diesen „Befehlsstand“ nannte man Königshorst, heute eine Siedlung 8 km von hier entfernt. Kaum grasten die ersten Kühe auf den trockengelegten Flächen, folgte mit gleicher Zielstrebigkeit der nächste Schritt: die Verbesserung der Milchverarbeitung und der Käsezubereitung.

1722 kam ein holländischer Käsemeister mit seinen Geräten und Erfahrungen, um sein Wissen weiterzugeben. In Nordhof entstand die Butterakademie, in der Fachkräfte für die Käseherstellung ausgebildet wurden.

Die Butter und der Käse gingen in erster Linie nach Berlin. Damals wurden die hier hergestellten Molkereiprodukte regelmäßig an die Küche des Hofes geliefert. Heute holt sich König Kunde seinen Käse selbst – exklusiv und ausschließlich im Hofladen der Ziegenkäserei Karolinenhof.

Chronik des Karolinenhofes, Vorwerk von Flatow

1355

Erste Erwähnung von Flatow. Das Wort stammt vom slawischen blatow, (Sumpf) und verrät, dass hier zunächst Slawen siedelten und das Land von Sümpfen geprägt war.

Als älteste Besitzer des Dorfes wird die Familie v. Bredow genannt.

1451

Das Schlossregister der Mittelmark erwähnt den Ort in der Schreibweise ‚Flothow’, das Brandenburgische Stiftsregister nennt 1459 ‚Vlatow’

Per Gerichtsentscheid wird verfügt, dass die Bauern von sechs Dörfern, die der Familie v. Bredow gehören, „zwei Tage in der Woche vom frühen Morgen bis zum späten Abend mit Wagen, Pflug oder Fuß der Herrschaft zu dienen hätten, ihm Holz für seine Küche zu fahren, sowie seine Schafe waschen und scheren müssen.“

1618–1648: Der Dreißigjährige Krieg

Das morastige, unwegsame Gelände war vielen Heerführern suspekt, sodass die unmittelbaren Kriegseinwirkungen nicht allzu gravierend waren. Doch die Folgeleistungen, die darin bestanden, das malträtierte Land von den Schäden wieder zu gesunden, hatten die Menschen vom Luch allerdings zu tragen.

1779

Aus einer Statistik:

„Das Dorf enthält einen adligen Hof, einen Pfarrhof, ein Küsterhaus, 25 Bauernhöfe […] 14 Tagelöhnerhäuser, in denen zum Teil zwei bis drei Familien wohnten.“

1713–1740

Regentschaft von König Friedrich Wilhelm I.
Trockenlegung des Landes. Nach holländischem Vorbild wird Käse erzeugt.

1779

Heinrich VIII., Graf v. Blumenthal übernimmt das Rittergut. Er vermacht es seinem Schwager Carl Georg von Plessen, der das Gutsvorwerk „Karolinenhof“ nennt. Von Plessen hat sich in zweiter Ehe mit Caroline Amalie von Knobelsdorf vermählt, die bereits sieben Kindern in zwei vorhergegangenen Ehen das Leben geschenkt hat. Herrn von Plessen beglückt sie mit einer Tochter, die sie Caroline nennen, ein Modename dieser Zeit.

Schon 20 Jahre später wird der Besitz des Karolinenhofes aufgeteilt und verkauft bzw. an insgesamt 21 Bauern verpachtet. Die damals gängige Gerichtsbarkeit, die dem Gutsherren zustand, wird bis 1849, der Gutsbezirk als Verwaltungseinheit bis 1928 erhalten.

1859

21 bäuerliche Wirte besitzen das Vorwerk Carolinenhof. Es lebten dort 23 Personen, in drei Wohngebäuden und vier anderen Hofhäusern.

Vergilbtes Foto des alten Fachwerkhauses mit Gutsbesitzerfamilie in dunkler Kleidung auf der Vortreppe
Das alte Gutshaus Karolinenhof

1930

Flatow ist eines der umsatzstärksten Bauerndörfer der Umgebung, was sich heute an einigen der erhaltenen Bauernhäusern noch erkennen lässt. Der Viehbestand beträgt ca. 750 Tiere. Ziegen verzeichnet die Statistik nicht.

1953

Gründung der LPG in Flatow. Es dauert bis 1960, bis alle Bauern des Dorfes vom Nutzen der neuen Produktionsmethode „überzeugt“ sind. Dank des guten Bodens und einer geschickten Betriebsführung arbeitet die LPG gewinnbringend.

1989

Nach der Wende bleiben viele Bauern in der Genossenschaft, die nun „Rhinland Agrargenossenschaft“ heisst. Den Grund und Boden des Karolinenhofes übernimmt die Treuhand und bietet ihn zu Verkauf an.

1991

Gela Angermann und Roger Lemke übernehmen den Karolinenhof. Ein Jahr später grasen 45 Ziegen auf der Wiese. Sie bilden den Grundstock der heutigen Herde.

1993

Beginn der eigenen Milchverarbeitung. Bald darauf wird der automatische Melkstand eingerichtet. Die Käserei, die neben den Stallungen erbaut wurde, nimmt den Betrieb auf.

Die Herde wächst auf 100 Muttertiere an.

2000

Das Wiesencafé wird eröffnet und von Gästen aus Berlin und der weiteren Umgebung gern frequentiert.

2006

Erweiterung zum Wiesencafé-Restaurant mit Wintergarten. An kalten Tagen sorgt nun der geschlossene Kamin für eine warme und angenehme Atmosphäre.